
BRAIN: ambivalente Geschäftszahlen vernebeln Ausblick
Ein Feuerwerk sieht wohl anders aus, selbst wenn die Zahlen aus dem dritten Quartal die hessische Brain Biotech AG fröhlich stimmen könnten. In Zwingenberg bleibt man wohl ganz bewusst sehr zurückhaltend mit einer Extrapolation dieser Quartalswerte auf das Gesamtjahresergebnis. Dennoch wird schon jetzt die Hoffnung auf das erste Halbjahr des folgenden Geschäftsjahres gesetzt nach dem Motto: es muss dann auch einmal wieder besser werden.
Die BRAIN Biotech AG erzielte im dritten Quartal ihres Geschäftsjahres 2024/25 (das nicht mit dem Kalenderjahr übereinstimmt) ein deutliches Umsatzplus im Kerngeschäft, zeigt sich für das Gesamtjahr aber eher zurückhaltend bis höchstens vorsichtig optimistisch.
Im Segment BRAINBiocatalysts, das Enzyme und mikrobiologische Lösungen umfasst, wuchsen die Umsätze um deutliche 8,1 Prozent auf 12,8 Mio. Euro. CEO Adriaan Moelker sprach von einer „erfreulichen Wachstumsdynamik“ trotz schwacher Konjunktur und Währungseinflüssen. Insgesamt stieg der Konzernumsatz im Quartal leicht um 2,1 Prozent auf 13,5 Mio. Euro, was zeigt, welch große Bedeutung der Bereich Biocatalysts für die hessische Brain AG hat. Über neun Monate betrachtet schneidet dieses Segment zum Vorjahr zwar positiv ab, jedoch mit einem Plus von 1,2 Mio. Euro nur minimal (9M 2024/2025: 35,5 Mio. Euro; 9M 2023/2024: 34,3 Mio. Euro).
Für die ersten neun Monate liegt der Umsatz mit 38,7 Mio. Euro jedoch unter dem Vorjahreswert von 40,4 Mio. Euro. Hauptgrund: Verzögerungen bei Vertragsabschlüssen im Segment BRAINBioIncubator, der forschungsintensive F&E-Projekte mit Industriepartnern und eigene Projekte umfasst. Hier wurden die Erlöse auf 3,2 Mio. Euro fast halbiert.
Operativ konnte BRAIN die Verluste eindämmen. Das bereinigte EBITDA verbesserte sich von -1,2 auf -0,4 Mio. Euro. Auch die solide Liquiditätsposition von 10,5 Mio. Euro gibt Stabilität, was Brain selbst als „solide“ bezeichnet.
Trotz des kräftigen Quartalsschubs rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr nicht mit dynamischem Wachstum. Im Kerngeschäft BioCatalysts wird ein Umsatz auf Vorjahresniveau erwartet, beim Incubator-Segment wurde die Prognose auf rund 5 Mio. Euro gesenkt. Hoffnung macht die aktuelle Partnerschaft mit Corbion zur Entwicklung eines natürlichen Lebensmittelkonservierungsmittels, die mittelfristig neue Erlöse verspricht. So ergibt sich ein ambivalentes Bild: ein starkes Quartal, ein stabiler Kern, aber auch Unsicherheit, wie rasch sich das Umfeld für forschungsnahe Projekte wieder aufhellt.
Mit dieser vorsichtigen Einschätzung steht BRAIN Biotech nicht allein. Auch andere Unternehmen der Biotech- und Life-Sciences-Branche berichten von schwierigen Prognosen, einer spürbaren Zurückhaltung der Kunden und verzögerten Vertragsabschlüssen, vor allem in und aus den USA, wo die Biotechnologiebranche selbst gerade unter der großen Investoren- und Kaufzurückhaltung leidet.